F urcht vor dem Ende der wirtschaftlichen Krise?  „Die  haben  wir  nicht“,  so  Hart- wig Albers, Insolvenzverwalter und Partner im Berliner Büro der auf Insolvenzverwal- tung spezialisierten Sozietät Brinkmann & Partner. „Dazu muß man wissen, dass die Krise auch für uns im Grunde genommen das Geschäft erschwert. Es gibt viele Insol- venzen mit wenig Masse – der Insolvenz- verwalter  wird  aber  nur  danach  bezahlt, was in der Masse ist. Wenn keine Masse da ist,   kriegt   der   Verwalter   in   aller   Regel nichts.“ So ganz stimmt also das Klischee nicht, dass wirtschaftlich schlechte Zeiten zumindest für die Insolvenzverwalter gute Zeiten sind. Die  Insolvenzverwaltung  ist  eines  der Rechtsgebiete, die auch bei größeren Man- daten  nicht  von  Großkanzleien  dominiert werden.  Diese  sind  eher  im  Rahmen  von insolvenznahen Beratungen, also noch vor dem   Eintritt   eines   Insolvenzfalles,   aktiv. Dort  können  sie  mit  ihrem  gesellschafts-, bank-   und   steuerrechtlichen   Know-how und vor allem ihrer umfassenden Kompe- tenz  auf  für  die  insolvenznahe  Beratung wichtigen   Randgebieten   wie   etwa   dem Immaterialgüter-,  dem  Aktien-  oder  dem Immobilienrecht  besser  punkten.  Bei  der Insolvenzverwaltung hingegen dominieren kleinere  Sozietäten:  13  der  im  Juve  Wirt- schaftshandbuch  genannten  Top  14  Spe- zialisten für Insolvenzverwaltung sind Bou- tiquen oder mittelständische Kanzleien. Die Sozietät Als    Mittelständler    sieht    man    sich    laut Insolvenzverwalter Hartwig Albers auch bei Brinkmann  &  Partner.  Rund  55  Anwälte, 17 davon Partner, arbeiten an den inzwi- schen   13   Standorten.   Insgesamt   stehen bundesweit  gut  200  Menschen  in  Lohn und Brot. Ihre Wurzeln hat die Sozietät in Hamburg.   Kurz   nach   der   Wende   1989 kamen Büros in Rostock und Berlin hinzu, und nach und nach wurden weitere Stan- dorte   erschlossen.   Erst   im   vergangenen Jahr wurden Büros in vier weiteren Städten eröffnet und stieg die Anzahl der gericht- lich   bestellten   Verwalter   von   fünf   auf neun. Was    die    Anzahl    der    Standorte    in Deutschland   anbelange,   habe   man   nun wohl vorerst ein gewisses Limit erreicht, so Albers.  Sehr  gut  könne  er  sich  aber  eine Expansion   in   das   benachbarte   Ausland vorstellen – besonders Polen reize ihn per- sönlich  als  Berliner  natürlich  sehr.  Fusio- nen,  wie  sie  bei  Mitbewerbern  wie  etwa Schultze & Braun oder Hess Wienberg Wil- helm zu beobachten gewesen sind, steht er skeptisch     gegenüber:     „Das     organische Wachstum  steht  ganz  oben  auf  unserem Strategiepaper. Wenn man organisch wächst,    dann    erlebt    man    keine    bösen Überraschungen. Das heißt natürlich auch, dass  man  langsamer  wächst  –  aber  das wird gerne in Kauf genommen.“ Eine Stra- tegie,  die  sich  bei  Brinkmann  &  Partner ausgezahlt zu haben scheint: Sowohl mit Blick auf die Anzahl der Verwalter, als auch hinsichtlich der Anzahl der geleiteten Ver- fahren  rangiert  man  nach  Angaben  von Albers unter den Top 3 in Deutschland. Bei dieser Größe drängt sich die Frage auf,  ob  man  inzwischen  mit  den  Groß- kanzleien um den Nachwuchs konkurriert. „Müssen wir gar nicht,“ meint Albers, der seit über zehn Jahren auf dem Gebiet der Insolvenzverwaltung   tätig   ist.   „Das   Ver- waltergeschäft   betreiben   die   Großen   bis auf wenige Ausnahmen fast gar nicht, und wenn,     dann     nur     in     untergeordnetem Maß.“ Wer eine Tätigkeit als Insolvenzver- walter anstrebt, den würde es also tenden- ziell    weniger    zu    den    Blue    Chips    der Rechtsberatung    ziehen    –    das    Geschäft erlerne man, so Albers, bei den Spezialisten besser,   und   die   Chancen,   selbst   einmal Verwalter zu werden, seien hier größer. Die Insolvenzverwalter: Qualitäten und Qualifikationen Was macht einen guten Insolvenzverwalter aus? Organisationstalent, gesunde Nerven und   eine   gehörige   Portion   Optimismus nennt  Insolvenzverwalter  Albers  noch  vor fachspezifischen Qualifikationen. Pragma- tisch  müsse  man  außerdem  sein.  „Denn das ist das A und O bei der Insolvenzver- waltung: Alles ist fürchterlich unübersicht- lich. Da muß man den Überblick behalten und genau wissen, was ist wichtig und was ist unwichtig.“ Ungeheuer wichtig sei dazu die Fähigkeit zum Networking – viele Pro- bleme   ließen   sich   allein   dadurch   lösen, dass     man     die     richtigen     Anlaufstellen kenne. Und schließlich müsse man in der Lage sein, in kniffeligen Situationen Ver- trauen  aufzubauen.  Gläubiger  würden  in der Insolvenz aus gutem Grunde sehr vor- sichtig  und  seien  nur  dann  bereit,  weiter mitzumachen, wenn das Vertrauen in den Verwalter groß genug ist. Was     fachspezifische     Qualifikationen anbelangt,  so  steht  der  Steuerberater  als Zusatzqualifikation bei Brinkmann & Part- ner  unangefochten  an  Nummer  eins  auf der Wunschliste. Die Ausbildung wird von der    Sozietät    nach    Kräften    unterstützt: „Wenn     einer     den     Steuerberater     noch machen will, dann kann er das auch tun. Dann kriegt er den Kurs bezahlt, und für die  Vorbereitung  klinkt  der  sich  hier  ein- fach drei Monate vorher aus.“ Kanzleireport 18 justament juni  2004 Keine Furcht vor dem Ende der Krise Die Sozietät Brinkmann & Partner ist einer der größten Insolvenzverwalter in Deutschland. Wir besuchten sie in ihrem Berliner Büro in der Lützowstraße. Henning Krieg Brinkmann & Partner Rechtsanwälte Steuerberater Wirtschaftsprüfer Lützowstraße 100, 10785 Berlin www.brinkmann-partner.de Information Thomas Kühn, Rechtsanwalt