Eine Frage der Bildung

In seinem Buch „Islam in der Krise“ beschreibt der Autor Michael Blume die Religionsferne vieler Muslime

Benedikt Vallendar

Berlin – 1485 war das Schicksal des Islam besiegelt. Mit dem Verbot, im Osmanischen Reich Bücher zu drucken durch Sultan Bayezid II. wurde der Austausch divergierender Ideen ebenso verhindert wie das Entstehen einer einheitlichen, arabischen Schriftsprache. Und das mit weitreichenden Folgen. „Bis heute wird in der muslimischen Welt noch weit weniger gelesen als in christlich geprägten Kulturen“, beklagt Blume, gelernter Religionspädagoge und Organisator humanitärer Einsätze m Nahen Osten. Viele Muslime seien orientierungslos, befinden sich in einem Zustand, in denen ihnen Religion noch weniger bedeute als Politik, auch wenn in westlichen Medien gern ein anderer Eindruck vermittelt werde.
Als Martin Luther im 16. Jahrhundert die Bibel ins Deutsche übersetzte, war dies der Startschuss für eine Bildungsexplosion, die bald die gesamte, westliche Welt ergriff. „In der islamischen Welt hingegen passierte genau das Gegenteil, mit der Folge, dass über die Inhalte des Korans innermuslimisch kaum kritisch debattiert und noch weniger geschrieben wurde und wird“, sagt Blume. Den Islam hält der Autor, CDU-Mitglied und Berater des grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, für einen Patienten, der sich in einem „kritischen Stadium“ befinde. Und der sich „öffnen“ müsse, damit die gegenwärtige Krise nicht zu einem Dauerzustand werde.
Auch (angehenden) Juristen, die sich in knapper und prägnanter Form über die historischen Hintergründe religiöser Intoleranz bei uns und in den aktuellen Krisengebieten des Islam informieren möchten, ist das 192-Seiten-Oevre wärmstens zu empfehlen.

Michael Blume
Islam in der Krise. Eine Weltreligion zwischen Radikalisierung und stillem Rückzug
1. Auflage 2017, Patmos Verlag.
192 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-8436-0956-2

Veröffentlicht von on Nov 16th, 2017 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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