Echo der Vergangenheit

Scheiben Spezial: Achim Reichel lässt “A.R. & Machines“, sein psychedelisches Krautrock-Experiment aus den frühen Siebzigern, wieder auferstehen – in der Elbphilharmonie!

Thomas Claer

Es ist unglaublich. Lange hatte Achim Reichel, heute 73, mit dieser Idee kokettiert, aber dabei war es dann auch geblieben. Zu verwegen erschien die Option, hier noch einmal ranzugehen. „Man soll nie nie sagen“, erklärte der Beat-Veteran schon in den Neunzigern, als er gefragt wurde, ob Konzerte mit der Musik von „A.R. & Machines“ für ihn irgendwann wieder ein Thema sein könnten. Doch er wolle eben auch nicht am Ende als Spinner dastehen. Nach einem gewaltigen kommerziellen Flop war die Restauflage der zwischen 1971 und 1975 aufgenommenen sechs Alben jener obskuren meditativen Rockmusik eingestampft worden – um nach zwei Jahrzehnten eine spektakuläre Wiederentdeckung zu erleben. Plötzlich erfuhren Platten wie „Die grüne Reise“, „Echo“ und „Erholung“ in Kennerkreisen eine regelrecht kultische Verehrung. Hinzu kam, dass die geringe Zahl der übriggebliebenen Vinyl-Exemplare aus jener Zeit nun zu horrenden Sammlerpreisen ihre Besitzer wechselten, bis endlich Neuauflagen auf CD den Knappheits-Druck etwas minderten. Auch erfreute sich diese Musik mittlerweile einer ungeahnten Beliebtheit bei Trance- und Goa-Veranstaltungen. Dennoch blieb die Zahl ihrer Anhänger überschaubar, so dass sie bei allen Achim Reichel-Jubiläums- und Rückblicks-Konzerten der folgenden Jahre ausgespart blieb.

Und nun das! Die mit jahrelanger Verspätung endlich eröffnete Hamburger Elbphilharmonie macht`s möglich. Durch seine begrenzte Zuschauerzahl und die einzigartige Akustik ist dieser Ort wie geschaffen für diese ihrer Natur nach wilde Session-Musik voller Improvisationen. Nur sind inzwischen leider nicht mehr viele von Achim Reichels einstigen Mitstreitern bei den „Machines“ am Leben. Immerhin Olaf Casalich, der legendäre Drummer und Percussionist, auch bekannt als Gründer und Kopf der Minne-Rockband Ougenweide, ist dabei. Und ein paar nachgeborene Brüder im Geiste. Am vergangenen Freitag hatten „A.R. & Machines“ einen triumphalen Auftritt im neuen Klangtempel an der Waterkant. Gut Ding will nun einmal Weile haben. Und last not least: Am 27.10.2017 erscheint „The Art Of German Psychedelic (1970-74)“, ein 10-CD-Set mit 96-seitigem Begleitbuch über die A.R. & Machines Story. Wir sind gespannt.

Veröffentlicht von on Sep 18th, 2017 und gespeichert unter SCHEIBEN VOR GERICHT. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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